Glückwunschtelegramm & Nachschlag
Wir sind seit Anfang des Jahres in einer ausgesprochenen Geberlaune. Denn unser Fünfjähriges steht vor der Tür. Das will ausgiebig gefeiert werden ...
Nach unserem Überreichen feuriger Präsente an eine Renault-Niederlassung, ein Ordnungsamt und das Berliner Polizeipräsidium legen wir nun nach.
Wir können Ihnen die freudige Mitteilung machen, von uns als weiteres Zielobjekt unserer militanten Streifzüge aus unserem üppigen Lostopf gezogen worden zu sein. Das kann nicht Jeder/Jede von sich behaupten. Hierzu zunächst einmal herzlichen Glückwunsch! Sie können es sich hoch anrechnen, dass wir soviel Mühe aufbringen, gerade Sie aufzusuchen – also würdigen Sie unser Engagement entsprechend.
Wir möchten Ihnen des Weiteren mitteilen, dass Sie aufgrund Ihres leidenschaftlichen Einsatzes beim diesjährigen 1. Mai und den zahlreichen, willkürlichen Festnahmen, die auf Ihr Konto gehen, unser Interesse geweckt haben. Wir wissen, Körting/Glietsch & Kollegen aus befreundeten Amtsstuben freuen sich einen Ast, ob der gelungenen Befriedung in den Straßen von Kreuzberg-Friedrichshain. Selbst wir können nicht verhehlen, dass Sie einen Punktsieg gelandet haben. Damit der Siegestaumel sich nicht ins Unermessliche steigert, wollen wir mit diesem kleinen militanten Eingriff für nachträgliche Wehrmutstropfen sorgen. Unser Zorn musste sich irgendwie artikulieren; wir können ja nicht viel, aber im „Schiffe versenken“ sind wir einigermaßen erprobt.
Herr Körting, Herr Glietsch, Ihr komischer Kumpel Potor Trapp stellte nach unserem Anschlag auf Ihr Präsidium folgende Rätselfrage: „Wenn schon das von Wachpolizisten gesicherte Polizeipräsidium Ziel eines Anschlags wird, wie ist es dann um die Sicherheit der nicht geschützten Polizeiobjekte bestellt?“ Nicht so dolle, oder? Herr Körting, Herr Glietscch, wir wollen jetzt nicht ihre Arbeit machen, aber die Trapp‘schen Sicherheitsbedenken sind doch echt begründet. Wir wollen uns gar nicht ausmalen, wie es ist, wenn ohne die Unterstützung aus anderen Bundesländern die Berliner Bullen den WM-Trubel alleine durchstehen müssen.
Wir setzen voraus, dass Ihnen allen bekannt ist, dass wir auf das staatliche Gewaltmonopol seid knapp 5 Jahren in regelmäßigen Abständen gelinde gesagt scheißen. Wir können es als die netten Menschen von nebenan nicht über uns ergehen lassen, dass Sie sich für die Verteidigung dieser kapitalistischen Eigentums- und Ausbeutungsordnung von Berufs wegen tatkräftig einsetzen. So etwas macht man nicht, falls doch, dann sind Konsequenzen geboten.
Der Kampf für den Kommunismus wird nicht allein mit dem besseren Argument geführt, die haben wir bekanntlich sowieso. Nein, um dem den richtigen Esprit zu verleihen, müssen die diversen Agenturen von Ausbeutung und Unterdrückung substanziell angegangen werden. Deshalb hat sich auch Ihr Fuhrpark ein wenig vermindert.
Wir halten Sie ja nicht für dümmer ais sie gemeinhin gelten, aufgrund dessen gehen wir davon aus, dass Sie die Motivation unseres Besuches verstehen werden. Empfehlen Sie uns unbedingt weiter ...
... denn der nächste revolutionäre 1. Mai kommt – trotz der Schlappe – bestimmt!
militante gruppe (mg), 05.05.2006